EXPERT INSIGHT

Warum Krankenhäuser auf 3D-Druck am Point of Care setzen

3 Min. Lesezeit|Veröffentlicht Juli 17, 2019
3D-Druck in Medizin Kursteilnehmer betrachten eine Ausstellung von 3D-gedruckten anatomischen Modellen

Eine bessere haptische Wahrnehmung, die vollständige Integration von medizinischen Bilddaten und das Gespräch mit Patienten ohne den Einsatz von Bildschirmen sind nur einige Gründe, warum Krankenhäuser auf 3D-Druck am Point-of-Care 3D setzen.

Die Verstaltung 3D Printing in Medicine, die am 13. und 14. Juni 2019 im „M“-Museum in Löwen in Belgien stattfand, brachte Klinikmitarbeiter, medizinische Bildgebungsspezialisten, Techniker und andere Experten zusammen: Sie arbeiten daran, medizinische Bildgebungsdaten in anatomische Modelle für Krankenhäuser zu verwandeln und dabei Erkenntnisse, Ergebnisse und Fallstudien zu teilen, um das Feld zu erweitern.

Wir haben großartige Fortschritte gemacht. Dennoch bleibt noch viel zu tun, meint der Keynote-Speaker der Veranstaltung, Dr. Jonathan Morris von der Mayo-Klinik in den USA. Allein im letzten Jahr konnte die Mayo-Klinik mehr als 3.000 3D-gedruckte anatomische Modelle herstellen. Damit wird ein Traum von Dr. Morris wahr, der das erste Modell im Krankenhaus vor 12 Jahren gedruckt hatte.

Dr. Jonathan Morris ist Leiter des 3D-Drucklabors an der Mayo Clinic in den USA und hält einen Vortrag beim Kurs „3D-Druck in der Medizin“.

Bessere haptische Wahrnehmung

Als Direktor des Labors für anatomische Modellierung (Anatomical Modelling Lab) der Mayo-Klinik und als Neuroradiologe sieht Dr. Morris eine Fülle von Vorteilen beim Drucken patientenspezifischer Modelle. Er hat festgestellt, dass durch die Modelle bessere Ergebnisse möglich werden, da die Chirurgen die Modelle in der Hand halten und die Vorgehensweise sorgfältig durchgehen können, bevor sie den OP betreten. 

3 Männer begutachten 3D-gedruckte anatomische Modelle
Patientenspezifische anatomische Modelle können den Chirurgen eine bessere haptische Wahrnehmung verschaffen, damit sie die Operation sorgfältiger vorbereiten können.

Selbst erfahrene Chirurgen fordern 3D-Drucke an, damit sie Informationen erhalten, die auf andere Weise nicht zur Verfügung stehen. Und, wenn es um die chirurgische Vorbereitung geht, können Ärzte zusätzlich vor dem Eingriff das Einsetzen des Implantats vorbereiten. Das spart letzten Endes wertvolle Zeit und viel Geld, da die Kosten für die OP-Zeit $100 pro Minute übersteigen können.

Er schätzt es auch, dass die Modelle eine direkte Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ermöglichen. Mit dem wachsenden Einsatz digitaler Technologie in der Medizin starren Ärzte und Patienten immer häufiger auf Computerbildschirme, um eine Diagnose und einen Behandlungsplan zu besprechen. Mit dem Modell in der Hand können beide Seiten deutlich interaktiver miteinander kommunizieren. Dr. Morris ist der Ansicht, dass dies zu einer besser informierten Einwilligung führt, da der Patient das Vorgehen besser versteht.

Allen-Kurve

Einer der Hauptvorteile, den Dr. Morris im hauseigenen Druck – also am Point-of-Care – anstatt durch Auslagerung gesehen hat, ist, dass dadurch die Anzahl der Modelle und Fachgebiete, die davon profitieren können, erhöht wird. Das führt wiederum zu einer besseren Versorgung der Patienten. Seiner Meinung nach entspricht dies der Theorie  der Allen-Kurve, die besagt, dass es einen exponentiellen Rückgang in der Häufigkeit der Kommunikation zwischen Ingenieuren gibt, wenn die Entfernung zwischen ihnen wächst. Ferner ist die Nähe zwischen 3D-Druck-Labor und Chirurg wichtig, da die Kommunikation und die Verwendung der Modelle wächst, sobald das Labor in die Klinik integriert wird. 

Eine Gruppe von Rednern, darunter Dr. Morris beim Kurs „3D-Druck in der Medizin“.
Ein 3D-Druck-Labor am Point-of-Care bietet Chirurgen die Möglichkeit, mit ihren Problemen vorbeizukommen und diese vor Ort mit 3D-Druck zu lösen, meint Dr. Morris.

Während der gesamten Veranstaltung zeigten Dr. Morris und andere Vortragende viele weitere Vorteile eines Drucks am Point-of-Care. Einer davon war die Möglichkeit, dank des 3D-Druck-Labors in Krankenhäusern diese Informationen vollständig in die elektronischen medizinischen Aufzeichnungen zu integrieren.

Eine wichtige Schlussfolgerung aus den Diskussionen des Tages ist Folgende: Um ein Labor in ein Krankenhaus zu integrieren, müssen Sie bereit sein, die Silostruktur aufzubrechen und Menschen mit an Bord zu holen, die mit einer wirklich multidisziplinären Methode arbeiten möchten. Abschließend gab Dr. Morris zwei Tipps mit auf den Weg: Optimismus und Offenheit, von anderen zu lernen.

„Wir haben mit dem 3D-Druck am Point-of-Care basierend auf einem klinischen Bedarf begonnen“, sagte Dr. Morris. „Wir konnten expandieren, weil wir keine Silos hatten. Wir haben Chirurgen erlaubt, mit ihren Problemen zu kommen und 3D-Druck zu verwenden, um ihre Probleme zu lösen. Auf diese Weise sind wir wirklich gewachsen und expandieren aufgrund des klinischen Bedarfs weiter.“

L-100521-01


Teilen auf:

Share on Facebook
Share on Twitter
Share on LinkedIn
Share with Pocket

Das könnte Sie auch interessieren

Verpassen Sie nie wieder eine Story wie diese. Sie erhalten sie einmal im Monat in Ihren Posteingang.

Anmelden